Der Einbruch im Verein „Aktiv im Leben mit Behinderung Wartburgkreis“ an der Breitscheidstraße in Eisenach hat schwere Folgen. Bei den Mitarbeitern sitzt der Schreck noch immer tief.
5. April 2018 / 05:45 Uhr
Dennis und Nico Petschner (rechts) stehen an einer Tür, die Einbruchsspuren zeigt. Foto: Stefanie Krauss
Eisenach. Die Einbrecher haben es bei ihrem Raubzug zwischen dem 9. und 11. März gezielt auf wertvolle Beute in der Verwaltung abgesehen. Das Ausmaß der Schäden für den Verein „Aktiv im Leben mit Behinderung“ mit Sitz in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Eisenach beziffert sich auf 15 000 Euro. Die Folgen sind jedoch weit schwerwiegender.
Neben Laptops, Bildschirmen und Geld aus der Tageskasse für die Bewohner haben die Diebe die Autoschlüssel des Transporters mitgehen lassen. „Wir mussten deshalb die Schlösser wechseln, konnten tagelang keinen Fahrdienst leisten und haben natürlich auch dafür Geld bezahlen müssen“, erklärt Dennis Petschnervom Vereinsvorstand.
Besonders tragisch wiegt der Verlust für die integrative Kindertagesstätte „Haus der kleinen Freunde“. Anschaffungen wie Spielzeug und neue Technik fallen jetzt flach. Das neue Fernsehgerät, das ebenfalls gestohlen worden ist, war bereits angekündigt und von den Kindern sehnsüchtig erwartet worden. „Die Kinder waren natürlich sehr traurig über die Nachricht. was uns aber so fassungslos macht, ist, mit welcher Gewalt vorgegangen wurde“, konkretisiert Kindergartenleiterin Ulrike Haarberg.
Bis die Systeme wieder laufen, braucht es Zeit
Dem Hausmeister, der Montagmorgen der Erste am Tatort war, bot sich ein Bild der Verwüstung. Zuerst hatten die Täter das Tor zertrümmert, danach die Fenster und Türen aufgebrochen. In den Büroräumen zertraten sie die Ausstattung, durchsuchten alle Schränke und zerstörten liebevolle Kleinigkeiten. Die neu gegründete Elterninitiative hatte vor kurzem ein Sparschwein aufgestellt. Darauf stand „Traumerfüller“. „Damit wollte man Spenden für eine Wohngemeinschaft ohne Heimcharakter sammeln“, erzählt Dennis Petschner. In dem Schwein steckte zum Glück noch kein Geld, aber der „Traumerfüller“ lag in Scherben.
Erbeutete Gegenstände wurden wohl zu Fuß zum Fluchtwagen getragen, und auch beim Durchsuchen der Büros müssen sich die Täter Zeit gelassen haben, mutmaßt Petschner. Schließlich habe man die Geldkassette noch vor Ort aufgebrochen. Von den Bewohnern der nahe gelegenen Wohnblöcke blieb der Einbruch unbemerkt, wie die Polizei mitteilte. Spuren wurden gesichert. Ermittlungen laufen.
An gewohntes Arbeiten war nach der Tat jedoch nicht zu denken. Arbeitsmittel waren weg, genauso wie wichtige Daten. Von der Versicherung ersetzt wird ohnehin nur der Zeitwert. Es braucht Zeit, bis alle Systeme wiedereingerichtet sind. Die Beeinträchtigung im Arbeitsablauf ist schwierig zu meistern, der Schreck bei allen Mitarbeitern sitzt sehr tief.
Mit einem mulmigen Gefühl tritt die Nachtwache im Wohnheim im Nachbargebäude ihre Schicht an, alle sind entsetzt über den Vandalismus innerhalb eines Vereins, der sich um die Schwächsten in der Gesellschaft kümmert. „Dass ausgerechnet ein Behindertenverein bestohlen wird, finde ich moralisch erbärmlich“, kommentiert Petschner.
Seit Jahrzehnten wird Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen Hilfe angeboten. Viel Wert wird auf eine familiäre Atmosphäre gelegt, auch wenn Fachkräfte ebenso Mangelware sind wie überall sonst. Neben dem integrativen Kindergarten, einem heilpädagogischen Wohnheim und der Tagesförderstätte macht sich der Verein stark für Beratungen und familienentlastende Dienste.
„Unsere unabhängigen und kostenlosen Beratungsstellen werden im Jahr von etwa 800 Menschen mit und ohne Behinderung beansprucht“, sagt Geschäftsführer Nico Petschner. Der familienentlastende Dienst erreiche vor allem gehandicapte Kinder und Jugendliche, die im häuslichen Umfeld leben. Mit Ferienangeboten, Ausflügen, Freizeitgruppen und Vermittlungen in Sportvereine werden Eltern entlastet und Menschen mit Behinderung sozial integriert.
Wer den Verein unterstützen will, kann diesen kontaktieren unter Tel. (03691) 89 02 08.
Stefanie Krauss / 05.04.18