Eisenach. Sie war zur Dienstberatung eingeladen. Doch als Regina Müller am Donnerstag den Raum betrat, warteten dort Kinder auf sie, die von Schneeflöckchen sangen und davon, wie schwer es ist, einen Weihnachtsbaum aus dem Wald zu holen. Es waren Lieder zur Verabschiedung aus einem Arbeitsleben.
Regina Müller hat mehr als 26 Jahre das Wohnheim für Menschen mit schweren Behinderungen in der Rudolf-Breitscheid-Straße im Thälmannviertel geleitet. Sie hat sich gegen viele Widerstände für die Bewohner, „ihre Familie“, eingesetzt. Sie hat gute Kontakte zu Eltern und Angehörigen gepflegt und sich für die Belange ihrer Mitarbeiter eingesetzt.
„Sie haben Ihre Arbeit mit viel Herzblut erledigt. Wir danken Ihnen ganz herzlich“, betonte Nico Petschner, Geschäftsführer des Vereins „Aktiv im Leben mit Behinderung Wartburgkreis“. Das ist der neue Name des Verbandes der Behinderten.
„Ich bin ein bisschen sprachlos“, bekannte die 63-Jährige angesichts auch der Geschenke von der Geschäftsführung und von Kollegen aus der Tagesförderstätte und dem Kindergarten. Als Vertreter der Stadtverwaltung war Sozialamtsleiter Oliver Koch gekommen. „All die Jahre haben wir immer eine Lösung gefunden, wenn es Probleme gab“, betonte die scheidende Heimleiterin. Sie erinnerte sich an die Anfänge, als das Wohnheim 1991 in zwei Räumen der früheren „DDR-Kinderkombination“ eingerichtet worden ist. 1997 konnte dann der Neubau bezogen werden. Manchmal, so Regina Müller, habe sie „wie eine Löwin“ gekämpft. Jetzt merke sie aber, dass es „Zeit ist zu gehen“. Vieles gehe ihr emotional nah, zu nah, wenn beispielsweise langjährige Bewohner mit dem Tod ringen oder sterben. Sie möchte Platz machen für Jüngere und wünscht sich, dass diese ebenfalls mit „Herz und Verstand“ agieren.
Den Ruhestand will Regina Müller für ihre Hobbys wie Malen, Zeichnen und Fotografieren nutzen. Ihr Mann freue sich, dass sie jetzt mehr Zeit hat. Gemeinsam plane man die eine oder andere Reise. In die Eisenacher Kommunalpolitik zurückzukehren, kommt für Regina Müller nicht infrage. Sie hatte seinerzeit die schwere Aufgabe übernommen, die Eisenacher CDU aus der Ära Christian Köckert zu führen und war auch als Dezernentin für Soziales, Kultur und Jugend im Gespräch. Aber damals wollte die CDU nicht mit der linken Oberbürgermeisterin regieren. Mit Baudezernent Andreas Ludwig (CDU), der inzwischen nicht mehr in Eisenach ist, hatte sich die Meinung aber geändert.
Einen Wunsch äußerte Regina Müller bei ihrer Verabschiedung gegenüber der Geschäftsführung: „Bitte mehr Personal“. Da war sie wieder, die „Löwin“.